Bereits am Donnerstag, dem 07. November war es absehbar, dass sich Anfang nächster Woche wieder ein Wetterfenster öffnen würde, welches einen Flug in der Haardt-Welle möglich macht (Siehe auch den Bericht „Segelfliegen im Winter“). Über die nächsten Tage stellte sich dann heraus, dass das beste Wetterfenster vor einer hereinkommenden Kaltluftfront Sonntagmorgen sein wird. So halfen mir Patrick und Eric dankenswerterweise am Samstagabend, unseren DuoDiscus in den Hänger zu packen, so dass ich um 5:30 Uhr in Großostheim am Flugplatz losfahren konnte,um um 7:30 Uhr am Flugplatz in Ludwigshafen-Dannstadt anzukommen. Schon da war ersichtlich: Die pessimistische Wettervorhersage hat unrecht behalten. Die Luftmasse war trockener als angekündigt, und ein Flug war definitiv möglich!
Normalerweise ist ohne Transponder ein Flug über FL100, also ca. 3000 Meter Höhe nicht möglich. Dort, im Luftraum C, muss die Flugsicherung die Position eines jeden Flugzeugs zu jeder Zeit kennen. Um Höhenflüge im Segelflugzeug trotzdem zu ermöglichen, wurde in Absprache zwischen Deutscher Flugsicherung DFS und lokalen Vereinen ein temporärer Segelflugsektor eingerichtet, in den Segelflugzeuge lediglich mit Funkkontakt einfliegen dürfen, ohne Transponder. Bei unserer Ankunft in Dannstadt bestätigte einer der dort ansässigen Piloten, dass wir heute diesen Wellenflugsektor Haardt geöffnet bekommen. Das bedeutete, dass es für mich heute das erste Mal über die magische Grenze von 3000 Metern hinaus gehen könnte!
Wir bauten den Duo D-8344 auf, bauten noch die Sauerstoffversorgung ein und machten uns bereit zum Start. Für uns als zuletzt gestartete war die Welle durch andere Segelflieger bereits gut markiert, und wir konnten in knapp 1000 Meter über Grund in der Welle ausklinken. Dort schraubten wir uns an der Wolkenfront entlang weiter hoch, bis wir Flugfläche 85 (ca. 2600 m) erreicht hatten. Dort meldeten wir uns an bei Langen Information. Diese bestätigten uns, dass der Sektor ab 08:40 UTC geöffnet sei, bis Flugfläche 195, dass der Einflug und der Ausflug zu melden ist und dass während des Verbleibs im Sektor dauerhafte Hörbereitschaft gewährleistet sein muss. So meldeten wir den Einflug in den Sektor bei Flugfläche 100.
Der Sauerstoff schaltete sich automatisch ein, und so begannen wir den Aufstieg. Bis auf knapp 4000 Meter ging es mit circa 1 m/s ganz gut, darüber wurde nicht nur das Steigen schwächer, sondern auch die Temperatur sank drastisch auf -20°C. Das hatte zur Folge, dass der Tau, der sich an der Haube bildete, zu Eis wurde. Somit mussten wir die Lüftung öffnen, um ein vollkommenes Beschlagen zu verhindern. Auf den letzten 200 Meter wurden wir durch eine Wolke gezwungen, den Ort des besten Steigens zu verlassen. So bewegten wir uns nur noch mit maximal 0,5 m/s auf die 5000-m-Marke zu. Und dann steht sie da: 5000 Meter über dem Meeresspiegel! Unglaublich! Zur Sicherheit noch mal etwas höher, falls der Logger Toleranzen hat. Was für ein Gefühl! Ein Ausblick, den man sonst nur aus dem Airliner kennt, bei absoluter Ruhe mit 270 Grad Rundumblick zu genießen, die Wolken weit unter uns − vollkommen unbeschreiblich!
Danach stiegen wir auf 2900 Meter ab, verließen den Sektor, meldeten uns bei der Flugsicherung ab und flogen noch etwas in der Welle bei „warmen“ -10°C. Das obligatorische Loch in den Wolken unter uns, das wir natürlich immer im Blick hatten, schien jedoch immer kleiner zu werden, weshalb wir uns dazu entschieden, wieder unter die Wolken abzusteigen und zu landen. Kurz vor dem Flugplatz fand dann Klaus, ein anderer Segelflieger, noch Steigen in einer weiteren Schwingung der Welle. Zwar kamen wir dort mit 200 m über Grund sehr tief an, schafften es aber trotzdem, durch den Rotor der Leewelle hindurch nocheinmal in diese Schwingung einzusteigen. So konnten wir dort wieder auf 1000 Meter steigen. Da fing es dann aber leider an zu regnen. Anfangs war das kein Problem, weil das Steigen stark genug war. Bei 1300 Meter floss das Wasser jedoch nicht mehr ab und wurde zu Eis. Damit nichts vereist, sind wir wieder zügig abgestiegen und gelandet. Nach 4 Flugstunden standen wir wieder auf dem Rasen in Dannstadt. Welch ein Erlebnis! Vielen Dank an meinen Copiloten Dustin, dass ich dieses Erlebnis mit dir teilen durfte! Es hat mega Bock gemacht und war ein super toller Flug! Danke auch noch mal an das Segelflugparadies Dannstadt sowie die SFG Giulini für die Startmöglichkeit und den Schlepp! Ein ganz fettes Dankeschön geht auch an den FIS in Langen für die Aktivierung des Sektors Haardt bis FL195. Leider konnten wir diese Höhe aufgrund des Wetters nicht ganz ausfliegen, aber man muss ja auch noch Ziele fürs nächste Mal haben 😉!
Florian Moos
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